Immer wieder ein großes Thema, das viel diskutiert wird. Einige Eltern lassen Ihre Babys und Kinder viel Fernsehen, andere gar nicht. Einige Kleinkinder spielen schon mit Smartphones, andere mit Rasseln. Wie viel ist akzeptabel? Wann ist es ungesund?
Im ersten Lebensjahr beschäftigt sich dein Baby m liebsten damit, seine Umwelt mit allen Dingen zu erforschen - also alle Dinge um sich herum zu hören, zu sehen, zu fühlen, zu schmecken und zu riechen! Dabei handelt es sich um grundlegende Erfahrungen, die dein Baby für die gesunde Entwicklung seines Gehirns braucht. Durch Zuschauen, Ausprobieren und Nachahmen erfährt dein Baby seine Umwelt und braucht dazu kein Tablet, Smartphone oder Fernsehgerät!
Im Gegenteil! Dein Baby nimmt Medien in den ersten Wochen nur als Reizquelle wahr, die Geräusche und Lichteffekte aussendet. Schnell kommt es zu Reizüberflutung, die dein Baby mit Schreien oder auch plötzlichem Einschlafen ausdrücken kann. Mit ungefähr einem halben Jahr, nimmt dein Baby wahr, wie du und andere Menschen mit Medien umgehen und versucht das nachzuahmen. Nicht dein Smartphone ist so interessant für dein Baby – sondern dein Umgang damit!
Mit ein bis zwei Jahren hat dein Kind Verständnis für Bildhaftigkeit entwickelt und kann digitale Inhalte von realen Gegenständen unterscheiden. Jetzt kann es einfache Bildgeschichten mit Nähe zum kindlichen Alltag verstehen. Auch einfache Bewegungsabläufe wie das Wischen und Tippen funktionieren gut. Sie sind aber nicht als zielgerichtete Nutzung von mobilen Medien zu verstehen, sondern weiterhin als Nachahmen deiner Bewegungsabläufe. Dein Kind hat steigendes Interesse an anderen Menschen, um noch mehr durch Nachahmen zu lernen. Die Sprache und das Verständnis entwickeln sich und die eigene Phantasie spielt eine immer größere Rolle. Die Bedeutung von Medien verändert sich durch diese Entwicklung im zweiten Lebensjahr, sodass sich dein Kind diesen bewusster zuwendet. Jetzt macht dein Kind vermutlich verstärkte Fernseherfahrung und kann leichte Botschaften entschlüsseln. Die Aufmerksamkeitsspanne reicht für kurze und einfache Sequenzen.
Fernsehen ist für diese Altersgruppe jedoch trotzdem kaum geeignet. Das komplexe Zusammenspiel von Bild und Ton in einer fortlaufenden Geschichte überfordert ihre Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeiten. Wichtiger bleibt es weiterhin, die reale Welt mit allen Sinnen zu erfahren.
Nach dem dritten Geburtstag können Kinder Medien gezielter nutzen – in Begleitung ihrer Eltern und in überschaubarem Maß! Dabei sind Tablets leichter und intuitiver selbst zu bedienen als Laptops oder Computer. Diese sind erst ab dem Vorschulalter geeignet.
Mit fortschreitendem Alter wächst die Fähigkeit der Kinder, mediale Inhalte zu entschlüsseln. Voraussetzung dafür bleibt weiterhin eine einfache Erzählstruktur und der Bezug zu ihrer Lebenswelt. Kinder können in Videos oder Filmen Ausschnitte und Figuren wahrnehmen und in Bezug zum eigenen Ich setzen.
Medien dienen Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren als Wissensquelle, zur Orientierung, Unterhaltung und als Spielgeräte. Erste kindgerechte Online-Angebote gewinnen an Bedeutung. Sie nehmen das Internet als Speicher für Filme, Musik und Spiele wahr. Kinder verstehen nun einfache Lern- und Geschicklichkeitsspiele mit zweidimensionaler Grafik. Bei audiovisuellen Geschichten konzentrieren sie sich auf zentrale Personen und vollziehen auch zunehmend deren Gefühle nach. Da die Lese- und Schreibfähigkeiten noch nicht entwickelt sind, brauchen die Kinder die Unterstützung von Eltern, auch zur Aufsicht und Kontrolle der Medien-Zeiten und Medien-Formate, denn:
Studien (z.B. BLIKK-Studie) zeigen, dass es in der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen bereits signifikante korrelative Zusammenhänge zwischen motorischer Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen und dem Umfang der Nutzung von digitalen Bildschirmen gibt. Bei täglicher Nutzung von digitalen Medien traten bei Kleinkindern (zwei bis fünf Jahre alt) häufiger Sprachentwicklungsstörungen auf. Die Studie zeigt, wie wichtig der begrenzte und zielgerichtete Umgang mit Medien ist. Wird eine Medienkompetenz nicht frühzeitig erworben, besteht ein erhöhtes Risiko, den Umgang mit den digitalen Medien nicht kontrollieren zu können.
Hilfreich sind klare Regeln von Beginn an, an denen sich Eltern und Kinder orientieren können und die sie einhalten.
Eltern als Vorbild
Man sieht immer häufiger das Bild von Eltern, die den Kinderwagen schieben und gleichzeitig auf Ihr Handy schauen. Oder Eltern, die mit dem Display vor Augen und dem Kind an der Hand spazieren gehen. Wie viel mediale Präsent ist akzeptabel und wann wird es ungesund?
Es ist wichtig, dass du dir als Elternteil bewusst bist, wie deine Mediennutzung das Verhalten deines Kindes beeinflusst, und dich bemühst, ein gutes Vorbild zu sein.
Stelle sicher, dass deine Kinder und deine Familie immer an erster Stelle stehen. Nimm dir bewusst Zeit für deine Familie und für gemeinsame Aktivitäten, anstatt ständig an deinem Handy oder Computer zu hängen. Versuche, dich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und vermeide Multitasking, insbesondere wenn du Zeit mit deinen Kindern verbringst. Wenn du versuchst, gleichzeitig mit deinem Kind zu spielen und auf deinem Handy zu surfen, kann dein Kind das Gefühl haben, dass es nicht wichtig genug für dich ist.
Der Medienkonsum der Eltern kann einen Einfluss auf die kognitive und psychische Entwicklung des Kindes haben. Wenn Eltern zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen und sich wenig Zeit für ihre Kinder nehmen, kann dies dazu führen, dass Kinder sich ungeliebt oder vernachlässigt fühlen. Wenn Eltern oft abgelenkt sind und nicht in der Lage sind, sich auf ihre Kinder zu konzentrieren, kann dies auch dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben, Aufmerksamkeit und Konzentration zu entwickeln. Kinder legen ein angestrengtes und desorganisiertes Verhalten an den Tag und können sich schlecht beschäftigen. Sie haben die Selbstbeschäftigung von den Eltern nicht erlernt, oft auch nicht den Umgang mit Konflikten oder Stress. Kinder haben ein erhöhtes Risiko psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen zu entwickeln. Die Folgen für die Entwicklung und die Bindungsfähigkeit von kleinen Kindern sind erheblich. Beim sogenannten Still-Face-Experiment forderten Forscher beispielsweise die Mutter auf, mit plötzlich versteinertem Gesicht nicht mehr auf ihr Baby zu reagieren. Resultat: Die Babys gerieten in großen Stress und versuchten mit Strampeln, Armwedeln und schließlich Weinen die Zuwendung der Mutter wiederzubekommen. Säuglinge brauchen die Nähe der Eltern und deren Blickkontakt. Das ist unersetzlich, um unter anderem das Urvertrauen aufzubauen. Babys, denen das nicht zuteilwird, resignieren. Es werden überdurchschnittliche Auffälligkeiten festgestellt, wie Fütter- und Schlafstörungen sowie/oder Bindungsstörungen.
Am Ende ist es wie mit allen anderen Dingen. Ihr als Eltern müsst selbst entscheiden, wie viel ihr euren Kindern zumuten könnt und welche Menge an Medien ihr als richtig erachtet. Das gleiche gilt auch für euren eigenen Umgang mit den Medien. Insgesamt sollten wir alle wohl häufiger das Smartphone bei Seite legen und die Familienzeit bewusst genießen!