Mein Baby will nicht schlafen vs. mein Baby schläft andauernd? Alle Eltern fragen sich, ob ihr Baby genug oder zu viel schläft. Ist das Schlafverhalten normal und warum will mein Baby nicht dann schlafen, wenn ich schlafen möchte? Wie viele Schlafphasen braucht mein Baby?
Schon Babys brauchen unterschiedlich viel Schlaf, denn jedes Kind ist anders. Da sind Abweichungen vom Durchschnitt völlig normal. Das betrifft sowohl den Schlafbedarf als auch die Schlafdauer. Manche Kinder sind richtige Murmeltiere und andere sind hellwach und schwer in den Schlaf zu bekommen. Im Durchschnitt schläft dein Baby 16-18 Stunden am Tag in 5 Schlafphasen. Das gilt ungefähr für die ersten drei Monate. Manche Babys schlafen auch überraschend früh durch – aber freut euch nicht zu früh – das kann sich auch plötzlich wieder ändern. Babys können sich nicht „entscheiden“, jetzt zu schlafen, sondern werden vom Schlaf übermannt. Sind sie allerdings nicht wirklich müde, wenn man sie zum Schlafen in ihr Bettchen legt, sollte man sich nicht wundern, wenn sie nicht zur Ruhe kommen. Dein Baby muss sich erstmal in der Welt einfinden und lernen seine eigenen Bedürfnisse zu verstehen. Genau wie du, muss dein Baby lernen, wie es sich anfühlt müde zu sein, hungrig oder satt zu sein. Dein Baby lernt sich selbst zu „spüren“. Genauso lernst du die Bedürfnisse deines Babys zu lesen und darauf baut dein Baby die Erfahrung, dass seine Signale verstanden und seine Bedürfnisse nach Nahrung, nach Schlaf, aber auch nach Unterhaltung und Zuwendung verlässlich befriedigt werden.
Dein Baby lernt erst mit der Zeit, sich auf den Tag-Nacht-Wechsel einzustellen und regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten zu entwickeln. Schon im Mutterleib, ungefähr ab der 36. Schwangerschaftswoche, erlebt dein Fötus unterschiedliche Phasen des Schlafens, Träumens und Wachseins. Den Schlaf-Wach-Rhythmus, den dein ungeborenes Baby am Ende der Schwangerschaft hat, führt es nach der Geburt zunächst einmal fort. Dabei sind die Schlaf- und Wachphasen in den ersten Lebenswochen noch gleichmäßig über den Tag und die Nacht verteilt. Im Laufe des ersten Lebensjahres wird dann der Anteil des Wachseins und Erlebens immer größer, auch die Nachtschlafphase verlängert sich.
Mit etwa sechs Wochen wird das Schlafverhalten allmählich regelmäßiger und dein Baby beginnt, sich langsam auf einen Tag-Nacht-Rhythmus einzustellen. Die meisten Kinder schlafen in diesem Alter abends ungefähr zur gleichen Zeit ein und wachen nachts und morgens etwa um die gleiche Zeit auf. Das kann bedeuten, dass dein Baby jede Nacht z.B. gegen 1 Uhr und 4 Uhr wach wird. Dass Kinder in den ersten Lebensmonaten mehrmals nachts wach werden, ist nicht nur normal, sondern auch wichtig für ihre Entwicklung. Sie schlafen in diesem Alter fast die ganze Nacht in einem leichten Schlaf (REM-Schlaf), der es ihnen ermöglicht, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und aufzuwachen, wenn sie z. B. Hunger haben, ihnen kalt ist oder die Windel voll ist. Bis zum sechsten Lebensmonat ist ein mindestens einmaliges Aufwachen durchaus normal – Dein Kind benötigt nachts eine oder mehrere Mahlzeiten.Mit ungefähr 5-6 Monaten verändert sich das Schlafverhalten auf vier Schlafphasen und mit 7-8 Monaten auf 3 Schlafphasen. Hier bildet sich eine länger zusammenhängende Schlafdauer von 6 Stunden heraus. Dein Baby wird nachts länger zusammenhängend schlafen und ein Vormittags- und Nachmittagsschläfchen machen. Langsam wird es für euch als Eltern einfacher, den Tag zu strukturieren und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Die meisten Babys können bis zum Ende des ersten Lebensjahres 6 bis 8 Stunden am Stück schlafen. Denn nach kurzen Wachphasen kann es dann ohne elterliche Hilfe wieder einschlafen. Ab dieser Zeit können Babys theoretisch die ganze Nacht ohne Stillen oder Fläschchen auskommen. Viele schlafen auch tatsächlich in diesem Alter bereits durch.
Zwischen 12 und 18 Monaten kommt dann die Veränderung auf 2 Schlafphasen. Aufgeteilt auf den langen Nachtschlaf und ein Mittagsschlaf. Der Wechsel von zwei Tagschläfchen auf nur eins ist gar nicht so leicht aber entwickelt sich irgendwann von allein, wenn der Vormittagsschlaf sich immer später einpendelt. Dann kann der Mittagsschlaf auch länger andauern, um den Weg bis zum Schlafengehen am Abend zu überbrücken. Sei also nicht überrascht, wenn dein Baby mittags 2-3 Stunden schläft und genieße die Zeit für dich. Mit der Zeit wird der Mittagsschlaf dann immer kürzer und mit 3-5 Jahren wird dein Kind keinen Mittagsschlaf mehr brauchen. Auch hier sind natürlich sehr große Unterschiede möglich.
Schon tagsüber kann dein Baby mit einem mehr oder weniger festen Rhythmus der Zeiten fürs Essen, Spielen und Schlafen vertraut gemacht werden. Routinen und Strukturen bei der Pflege, beim Stillen oder Füttern wie auch beim Schlafenlegen helfen deinem Baby, sich zu orientieren, seinen Rhythmus zu finden und unterstützen auch schon tagsüber ein selbstständiges Einschlafen. Wenn dein Baby zum Beispiel immer wieder erlebt, wie sich Anregungen und Ruhepausen entsprechend seinen jeweiligen Bedürfnissen abwechseln, lernt es nach und nach, dass alles seine Zeit hat.
In der letzten Stunde vor dem Schlafengehen sollte dein Baby langsam zur Ruhe kommen und sich auf den Nachtschlaf einstimmen können. Durch immer gleiche Abläufe und Rituale beim abendlichen Schlafengehen – auch was den Schlafplatz und die Schlafumgebung betrifft – entsteht bei deinem Baby das Gefühl von Regelmäßigkeit und Erwartbarkeit.
Bei deinem Baby auf Zeichen von Müdigkeit zu achten, ist auch deshalb wichtig, um Übermüdung zu vermeiden. Denn wenn Kinder übermüdet und überreizt sind, fällt das Einschlafen sehr schwer.
Viele Eltern erleben die erste Zeit mit ihrem Baby nicht nur als eine beglückende, sondern auch als eine extrem anstrengende Zeit. Wenn Babys nachts sehr oft aufwachen, bekommst du nicht genügend Schlaf – manchmal über Wochen und Monate. Kein Wunder, dass du dich da müde, wie erschlagen und vielleicht auch deprimiert und mutlos fühlst. Das ist völlig normal und nichts, dass du zurückhalten musst. Wenn du dich zu erschöpft fühlst, dann sprich mit deinem Kinderarzt/-ärztin über diese belastende Situation – Kinderärzte wissen sehr genau, welchen Schwierigkeiten Eltern in den ersten Lebenswochen ihres Kindes oft ausgesetzt sind, und können mit Ihnen zusammen Lösungsmöglichkeiten suchen. Unterstützung findest du unter anderem auch bei Hebammen, Eltern-Kind-Gruppen, Schreiambulanzen und den Frühen Hilfen. Bei den Frühen Hilfen handelt es sich um eine Bundesinitiative für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahren.
Versuche dir bei aller Anstrengung eine bestmögliche Zeit mit deinem Baby zu machen und zu genießen!